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Ostsee-Tagebuch

Tag 14 - Alles hat ein Ende

Veröffentlicht: 12.07.2019
Autor: Uwe Weiler

von Manuel Rhode

Der Tag startet wie jeder Tag morgens um mehr oder weniger 8 Uhr beim Frühstück. Ein strammes Programm lag vor unserer Wachmannschaft: Koffer packen, San Training, Boot fahren, Hauptwache putzen, Stadtfest Lütjenburg. Im Prinzip wie immer, am letzten Tag versucht man nochmal alles irgendwie unter zu bringen, was man in den vielen Tagen zuvor irgendwie nicht gemacht hat. Nach dem Frühstück zogen wir dann zur Hauptwache und der zweistündige San Unterricht begann. Thema: Infusionen und Assistenz bei der Anlage periphervenöser Zugänge.

Nachdem man sich durch ein wenig Theorie gearbeitet hatte, in welcher die unterschiedlichen Infusionslösungen besprochen und ebenso erarbeitet wurden, welche Arten und Größen es von Zugängen gibt und was man alles vorbereiten muss, wurde es dann endlich praktisch. Jeder übte das Vorbereiten einer Infusion sprich das Entlüften des Infusionssystems. Irgendwo stand nämlich mal, dass Luft in den Gefäßen eine eher schlechte Idee ist und dem Gesundheitszustand des Hilfebedürftigen nicht zuträglich wäre. Das für Etliche wahre Highlight schloss sich aber im Anschluss erst an. Einmal das Gelernte in die Tat umsetzen. So wurden frische Zugänge und Infusionen vorbereitet und ein paar Helfer ließen sich von den beiden anwesenden Rettungsdienstlern dann einen Zugang legen und gleich eine Infusion geben. Dieser Flüssigkeitsschub wirkte belebend nach den Strapazen der letzten Tage.

Nachdem dann alle Infusionen verteilt und das Blutmassaker beseitigt war (ja wenn man in ein Gefäß sticht kann es schon mal bluten, mussten auch wir mit Erschüttern feststellen. Vor allem Paula R. wird dies wohl so schnell nicht vergessen), kehrte wieder mehr oder weniger Normalität in die Wache ein…. Fast, denn auf einmal Stand das Ordnungsamt vor der Türe und ging einer anonymen Beschwerde nach, nach welcher die Mannschaft nicht ausgebildet wäre für den WRD und die Ausrüstung komplett defekt. Alles vorgetragene hörte sich verdächtig nach einem auf Krawall gebürsteten Menschen von Tag 2 an. Liebe Leser, vielleicht erinnern sie sich. Die gesamten Vorwürfe waren natürlich absolut haltlos und konnten in wenigen Minuten vom Wachleiter widerlegt werden. Der Herr vom Ordnungsamt zeigte sich zufrieden und ließ durchblicken, dass er sich schon so was gedacht habe….. Mal sehen was unser neuer Fan noch für Beschwerden und an welchen Stellen auspackt. Wir dürfen gespannt sein.

Nun sollte es aber endlich für die Menschen losgehen, welche diese Saison noch kein Boot gefahren sind. Mit 15 PS und wirklich spiegelglatter See, man möchte schon fast von dem Ostteich nicht von der Ostsee sprechen, machte das Bootsfahren zwar nicht mal im Ansatz so viel Spaß wie sonst, aber irgendwie ist das nun auch Prinzipsache. Nachdem Paula F. dann ihre Bootstour fast beendet hatte, verließ auf den letzten Metern leider die Batterie die Besatzung. Da es sich um ein Ersatzboot handelte, hatte dieses keine Vorrichtung um die Batterie laden zu können. Das Ergebnis: Der Power Trimm (elektrisches Teil um den Motor zu heben und zu senken) funktionierte nicht mehr. Den Motor heben zu können um nicht auf den Sandbänken Schäden an der Schraube anzurichten ist aber sehr wichtig. So trieb unser Boot am Ende der Badezone und die Besatzung fingerte am Motor herrum und suchte verzweifelt die manuelle Betätigung zum Heben des Motors. Leider nichts zu machen, denn das Boot hatte keine. Wer baut sowas? Zum Strand schaffte man es trotzdem (ohne es zu merken), da der Wind uns sanft dorthin geweht hatte. Abgelenkt von dem Reparaturversuchen merkte die Besatzung dies aber nicht. Sehr schön. Was wäre wohl passiert, wenn wir ablandigen Wind gehabt hätten…. Dänemark soll auch nette Orte haben…..

Nützt alles nichts, Boot aus dem Wasser und an Land nochmal gucken. Diesmal sogar mit zwei Bootsführern. Dennoch nichts zu machen. Der Motor ließ sich nicht bewegen, Ersatzbatterie nicht vorhanden. Nun ein ganz neues Problem. Das Boot war zwar mittlerweile auf dem Trailer, aber durch den runter geklappten Motor und der schrägen Rampe in die Bootsgarage der Wache konnte man das Boot nicht ohne Beschädigung in dieselbige bringen. Also Boot zur Garage in die Unterkunft oberhalb des Strandes geschoben und abgestellt. Zum Bedauern der Wachgänger, welche noch nicht gefahren waren und nun auch nicht mehr konnten. Sehr traurig, aber so verliefen ja die ganzen zwei Wochen: das Thema Boot…. Traurig.

So blieb der Wachmannschaft bei bedecktem Himmel und zum Teil Regen wieder nichts anderes übrig als sich anderweitig zu beschäftigen. Kein Problem, einige packten schon mal Koffer, andere übten fleißig für eine Wizard WM, zu welcher sich angemeldet wurde. Ja solche Ideen kommen den Menschen, wenn nix zu tun ist.

Eine Stunde vor offiziellem Wachende wurde in Rekordzeit die Wache auf Hochglanz gebracht. Jeder packte mit an und es funktionierte reibungslos. Gegen 18 Uhr meldeten wir uns ein letztes Mal bei der Leitstelle ab, das war es dann mit Ostsee 2019…. Oder auch nicht.

Natürlich kam jetzt die verdammte Sonne wieder raus und einen Großteil der Wachmannschaft stach der Hafer und rannten ein letztes Mal zusammen in die Ostsee zu einem leichten Planschen. Nur kurz, denn das Stadtfest Lütjenburg stand ja an.

Aber wie das so ist, wenn man kurz etwas machen will wird nichts draus. Am Strand fand sich nämlich ein verletzter Kormoran, welcher da saß und nicht wegflog. Er ließ sich später sogar von Cpt. Pit berühren. Wir riefen den Tiernotruf und warteten auf Hilfe und schirmten das arme Tier vor den spielenden Kindern ab. Soviel zum Thema Feierabend. Eine geschlagene Stunde später und ca. 15 Telefonate durch Manni bekamen wir dann endlich den Rückruf von dem Experten für Wasservögel. Dieser teilte uns mit, dass dies der Lauf der Natur sei und sie den Vogel nicht aufnehmen könnten. Wir entschlossen uns das Tier dennoch nicht am Strand zurück zu lassen und fingen es mit einem Handtuch ein und setzten es im Naturschutzbereich Binnensee aus. Hier wurde es zumindest nicht von umher laufenden Kindern umgerannt.

Danach ab in die Unterkunft. Schnell duschen und fertig machen und ab ging es gegen 21:00 Uhr zum Stadtfest nach Lütjenburg. Dort verbrachte die Mannschaft noch gemeinsam ein paar schöne ausgelassene Stunden, bis wir müde in der Unterkunft ankamen und ins Bett fielen. Gute Nacht.

Ich möchte diesen Tagebucheintrag aber noch nicht ganz schließen. Zum einen, wenn man schon mal die Gelegenheit hat zwei Einträge schreiben zu dürfen (es wurde fair ausgelost), dann muss man das auch nutzten. Als Wachleiter hat man bekanntlich nochmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Sei es die Verantwortung für die Mannschaft, welche sich bei den unter 18 Jährigen auch auf die Zeit nach Feierabend ausdehnt, oder sei es die Verantwortung gegenüber der Truppe im Dienst und dem Auftrag den man zu erfüllen hat. Es kann sehr schwierig sein, die Balance zwischen verantwortungsvollem Wachdienst, auch bei schlechtem Wetter und der guten Stimmung innerhalb der Mannschaft zu halten. In diesen zwei Wochen ist man wie eine Familie. Man lebt zusammen und da kommen natürlich auch die täglichen Probleme auf, die eine Familie zu bieten hat. Die Palette der Komplikationsmöglichkeiten ist unerschöpflich. All diese Sachen neben noch weiteren administrativen Aufgaben prasseln auf einen Wachleiter ein und das für geschlagene 2,50€ mehr pro Tag. Ich selbst fahre jetzt seit dem Jahr 2004 an die Küste und habe viele viele verschiedene Wachmannschaften und auch Wachen kennengelernt.

Hier habe ich in der Vergangenheit auch mehrfach böse Überraschungen erlebt und war bereits kurz davor meine DLRG Sachen komplett an den Nagel zu hängen und nie wieder zur Küste als Rettungsschwimmer oder was auch immer zu fahren. Dann habe ich 2017 das erste Mal diese Mannschaft führen dürfen und es war wie in eine andere Welt zu tauchen. Der Teamgeist untereinander, der Respekt, die gegenseitige Rücksichtsname, der Lernwille, der Einsatzwille, der Durst nach Übungen und Sport sowie die Bereitschaft bei nahezu jedem Wetter und jeder Temperatur ins Wasser zu gehen ist mir in 13 Einsätzen Ostsee noch nie so untergekommen wie bei dieser Mannschaft. Schon 2017 war ich von der Truppe sehr angetan und hätte nicht gedacht, dass dies noch getoppt werden kann und dennoch haben sie es geschafft. Ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, dass dies die beste Wachsaison in all meinen Jahren an der Küste war. Ich möchte mich bei diesem Team von ganzen Herzen für zwei wundervolle Wochen bedanken, welche viel zu schnell vorüber waren. Es ist mir eine Ehre euer Manni sein zu dürfen und es tut mir jetzt schon weh dass ich prüfungsbedingt nächstes Jahr nicht dabei sein kann. Bitte bleibt so großartig wie ihr seid und behaltet euch diesen einmaligen Teamgeist. Jeder einzelne von euch ist super so wie er ist. Ich hoffe ich werde zukünftig nochmal die Ehre mit euch haben. Es würde mich sehr freuen.

Vielen Dank liebe Gruppe Vallendar!


 


 

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