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Ostsee-Tagebuch

Tag 12 - Mach's gut, Udo

Veröffentlicht: 10.07.2019
Autor: Uwe Weiler

von Manuel Rohde

Der Tag startet wie jeder Tag morgens um mehr oder weniger 8 Uhr beim Frühstück. Die Spuren der letzten Nacht (ethyltoxische Hopfengetränke mussten beseitigt werden denn bald geht es nach Hause) waren allen Anwesenden doch noch recht deutlich anzusehen. Nach einem mehr oder weniger belebenden Frühstück ging es zur Wache. Sofort wurden voll motiviert die Plätze im Wachturm eingenommen. Der Kenner weiß an dieser Stelle allerdings, dass nicht etwa die Aussichtskanzel des Turmes gemeint ist, sondern eher der Bereich im hintern Teil der Wache der zu einer horizontalen Position des Körpers einlädt. Vorne, wie ein Fels in der Brandung, alternativ ein Schluck Wasser in der Kurve, sitze ich, Manni der Wachleiter allein. Weniger der Verpflichtung gegenüber der Wache geschuldet, sondern mehr einer muskuloskelettal und ethyltoxischen Genese. (Muskelkater und Brummschädel fordern ihren Tribut, Bewegung ist bäh bäh). Die Attitüde der minimalen Bewegung steigerte die Wachmannschaft allerdings zur Perfektion. Auch wenn die horizontalen Körperpositionen einen sehr gemütlichen und entspannten Eindruck vermittelten, möchte der Geist doch gefordert und die Langeweile vertrieben werden. So entschlossen sich einige ihr Gehirn einfach ins Traumland zu schicken, andere wiederum suchten Beschäftigung im Bereich der Kartenspiele….. wenn da nicht diese Bewegung wäre (wir erinnern uns: bähbäh), welche man mit Armen vollziehen muss um Karten entsprechend der Spielzüge zu bewegen. Ganz zu schweigen von Bewegung der Beine, um sich in adäquater Nähe zum Spielgegner zu bewegen oder auch nur ein physisches Kartenspiel zu besorgen. Aber kein Problem für unsere Minimal-movement Mannschaft. Jeder bleibt wo er ist und das konventionelle Kartenspiel wurde kurzerhand per App abgehalten. Danke an die neuen Medien, welche nun die Strapazen der Bewegung zu verhindern wussten. Ein wahrer Segen.

Gegen Nachmittag wurden die müden Knochen der Wachgänger doch aktiv und ein frischer Geist hielt Einzug in die geschundenen Körper. Der Nachweis der Einsatzfähigkeit stand an. Unsere Truppe absolvierte dabei einen Kurs der aus 100m laufen, 200m schwimmen, 100m laufen, 70m schwimmen, tauchen und nochmal 70m retten bestand. Alle Wachgänger absolvierten diesen Parcours mit Bravour und so konnte allen die Einsatzfähigkeit Wasserrettungsdienst bescheinigt werden. Die raffinierte Marieke nahm diese Sporteinheit zum Anlass, um sich formschön den Finger in der Tür der Wache zu quetschen. Ein kläglicher Versuch den Schnitt der Besuche des Krankenhauses wieder zumindest auf das Level der Jahre zuvor zu heben. Gegen spät Nachmittag war der Strand aufgrund des ausnahmsweisen guten Wetters so voll, dass Turm 1 geöffnet wurde, bei welchem nach Wachende auch das diesjährige Gruppenbild stattfinden sollte. Wenn schon mal dieses hell gelb warm leuchtende Ding am Himmel da ist, will dieses auch genutzt werden. Wir haben leider den Namen von dem Teil vergessen, weil es die letzten Tage so wenig bei uns war…. Somit zogen nach gründlicher Vorbereitung 3 Wachgänger voller Freude auf Turm 1, der Rest verblieb an der Wache und erholte sich von der Sporteinheit.

Nach Wachende zogen wir alle gemeinsam zu den Kollegen auf Turm 1 und der Turm wurde von allen Seiten – und ich meine wirklich von allen Seiten – inspiziert, um die beste Perspektive für das Foto zu finden. Leider war keine Drohne und kein Tunnelbohrgerät spontan aufzubringen, sonst -da bin ich mir recht sicher- hätten unsere social Media Foto Expertinnen Truppe garantiert auch die Luft und unter Erde Ansicht des Turmes auf ihre Medienwirksamkeit getestet. Nach 12 Min. Diskussionen entstand eine Reihe von Mädels vor dem Turm, welche sich hinter dem Rettungsbrett positionierten. Sofort folgte die Aufforderung ebenfalls Positionen auf dem Turm einzunehmen, aber auf jeden Fall nicht Männlein und Weiblein getrennt. Leichter gesagt als getan, da wie eben beschrieben bereits die holden Mägde die Plätze hinter dem Brett voll ausgenutzt hatten. Nun gut, noch ein wenig tauschen und schieben und endlich steht das Motiv…… Ein Badegast wurde kurzerhand in die Dünen geschickt, (eine echte Ehre, normalerweise holen wir solche Menschen dort stets nur böse schimpfend raus) um die Wachmannschaft endlich abzulichten.

Endlich geschafft! Wir gingen gemeinsam zur Unterkunft zurück und speisten vorzüglich bei einem gemeinsamen Grillen. Gleichsam beobachteten wir die Baby Möwen und wurden Zeugen ihrer ersten Flugversuche und auch Erfolge. Wie dieses von einer Gruppe junger vorwiegend weiblicher Wachgänger kommentiert wurde (Gestik, Mimik und Stimmlage einbegriffen) überlasse ich jetzt der Fantasie von euch liebe Leser. Denkt euch aber einfach auf eure Vorstellung noch was oben drauf, dann passt das schon.

Zum Sonnenuntergang erklang die Glocke der Unterkunft. Sie wird nur bei äußerst besonderen Anlässen geläutet. Dies war so einer. Wir gingen gemeinsam zum Strand, um noch einmal von unserem geliebten Udo Abschied zu nehmen. Die meisten von uns haben bereits Anfang des Jahres Udo die letzte Ehre bei seiner Beisetzung erwiesen, dennoch war es allein ein Anliegen sich hier nochmals von ihm als DLRG Udo, welcher wie kein anderer für den Wasserrettungsdienst an der Küste stand und uns darin geprägt hat, zu verabschieden. Am Strand, direkt an der Wasserkante stand der berühmte Dreizack des Neptun mit Udos Bild, eingerahmt von brennenden Fackeln. Die untergehende Sonne tauchte den Horizont in ein prächtiges Farbenspiel in Rot-, Blau- und Orangetönen. Unter dem Dreizack stand ein kleines Holzboot mit Udos DLRG Shirt als aufgespanntes Segel und ein Netz mit den persönlichen Briefen der Mannschaft an Udo. Gemeinsam gedachten wir noch einmal diesem tollen Menschen, ohne welchen keiner von uns an der Küste wäre. Ich selbst muss mich besonders bedanken, weil Udo nach genauer Prüfung mich als externes Mitglied in seine Gruppe lies und mir die Ehre zu Teil werden ließ, diese wundervolle Truppe als Wachleiter führen zu dürfen. Danke Udo. Ich werde dich nicht enttäuschen und auf deine Kinder aufpassen.

Zu den Klängen von seinem Lieblingslied gedachten wir alle in jenem sehr privaten und tränenreichen Moment diesem Mann. Die Atmosphäre war geprägt von Traurigkeit aber auch Dankbarkeit für das Gewesene. Während die Sonne nun weiter unterging wurde eine Flasche Jack Daniels rumgereicht, eines von Udos Lieblingsgetränken und wir tranken jeder gemeinsam mit Udo ein letztes Mal zusammen in großer Runde. Anschließend wurde das gebaute Boot von beiden Bootsführern auf die See geleitet und in einer Art Feuerbestattung entflammt. So übergaben wir unsere Briefe und Udos Shirt dem Feuer und gleichsam der See. Udo, pass auf uns auf, von dort wo du bist.

Im Anschluss wurden die Reste des Bootes, welche durch das Seewasser vor den Flammen geschützt waren, dann noch als Lagerfeuer am Strand gemeinsam verbrannt. Wir saßen alle zusammen im Kreis um das Feuer und beobachteten das langsam zerfallende Holz ruhig. Die Sonne war bereits untergegangen und nur das Rauschen des Meeres und das Knistern des Feuers war zu vernehmen. Eine sehr angenehme Verbundenheit ging von dieser Runde aus. Genauso verbunden gingen wir gemeinsam zu Unterkunft nachdem von dem Boot nur noch ein wenig Glut übrig war.

Mach's gut Udo.

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